Kerstin Stakemeier, Kerstin Stakemeier: Eigentlich 12 Mal Alissa (2015)
In Eigentlich 12 Mal Alissa befinden wir uns mit vier Co-Performerinnen
und dem Publikum in einem sehr engen Raum, der Loge eines
Theaters. Die Co-Performerinnen tragen Texte auf ihren Rücken,
Texte, die wir von ihnen ablesen, vortragen und singen.
Dies sind Stills aus einem Hybrid zwischen einer Performance
für die Kamera und einer Dokumentation dieser Performance. Ihr
Ausgangspunkt ist die Queer Community, welche die Nähe eines
Monsters sucht. Während der Performance werden die Körper der
Co-Performerinnen zu Trägerinnen einer Fragilität des Begriffs der
Monstrosität, die in einer Erzählung über die russisch-amerikanische
Schriftstellerin Ayn Rand verhandelt wird, der Verfasserin des Romans
Atlas Shrugged (1957) und Ikone des amerikanischen Liberalismus.Anhand
ihrer Überzeugungen geht es um eine Präsenz und Verkörperung
von Monstrosität.
Man sagt, dass monströse Kreaturen das zurückbringen, was vom
allgemeinen Diskurs ausgeschlossen wurde. Wolfgang spricht und
singt, performend als Mitglied der Queer Community über Ayn Rand,
und wird langsam selbst ihr Medium. Cristina bewegt die Körper der
Co-Performerinnen und die Körper der Zuschauerinnen durch den
Raum, als Material, von dem die Texte gelesen werden, als sprachloser
Teil der Monstrosität. In ihn fließt eine weitere Stimme ein, das
Lied »Amsterdam« von Jacques Brel, das den Hafen als engen, brutalen,
sexualisierten und überbordenden Raum besingt.
In Eigentlich 12 Mal Alissa erhalten Begriffe einen Ort, einen Körper
und werden in unterschiedlichen Positionen neu rekonfiguriert, neu
gelesen, neu gesprochen, neu gesungen. Monster sind materiellsemiotische
Hybride, die sich in ständiger Ver- und Aushandlung
befinden. Sie sind Verkörperungen ebenso sehr, wie in ihnen eine
mögliche Entkörperlichung stecken muss, um monströs zu bleiben. In
Eigentlich 12 Mal Alissa wird die Monstrosität gleichzeitig verkörpert
und transportiert, sie springt über und bleibt im Raum mit uns.