A Alfombras
ist das spanische Wort für Teppiche. Discoteca Flaming Star verwendet den Begriff als Bezeichnung für eine bestimmte Werkgruppe: Gefundene Teppiche, auf denen in einer durch schwarze Acrylfarbe erzeugten Negativform ein Text entsteht. Ein weiteres wiederkehrendes Ausstellungs- und Performanceelement sind Banner, Stoffe mit Text, die aufgehängt oder über etwas geworfen werden, um einen neuen Raum zu ermöglichen.
F Freiheit
ist ein relativer Begriff, der erst durch die Person oder Gemeinschaft mit konkreter Bedeutung gefüllt wird, die ihn verwendet. In diesem Fall wurde er der Künstlergruppe von kuratorischer Seite als Titel auferlegt. Der Kontext, in dem die Ausstellung entsteht, wurde um diesen Begriff erweitert.
R Reihe:Ordnung
ist der Titel einer von 2007 bis 2009 für den Kunstverein Harburger Bahnhof konzipierten Ausstellungsreihe. In insgesamt sieben Ausstellungen werden – eng orientiert an der Verortung des Kunstvereins in einem Bahnhofsgebäude – bestehende Systeme in ihrem Paradox aus Stillstand und Bewegung, aus Aussagekraft und Durchlässigkeit aufgegriffen. Vorherige Titel der Reihe waren Arbeit, Liebe, Geld, Macht und Sex, das Schlusslicht bildet Zukunft.
E Evozieren
bedeutet soviel wie hervorrufen. Der manifeste Teil der Ausstellung dient als Initialzündung für eine Flut von Gedanken und Empfindungen: Neugier, Widerwilligkeit, Begeisterung, Erinnerungen, Kritik. Die emotionale und gedankliche Basis, auf die diese Initialzündung trifft, ist sehr verschieden. Jeder Ausstellungsbesucher, jede Ausstellungsbesucherin trägt einen eigenen Fundus in sich.
I Installation
Bestimmte Konstanten sind als Ausstellungskontext gegeben. An der Installation lassen sich die getroffenen Entscheidungen im Umgang mit ihnen nachvollziehen. Die Ausstellung erzeugt ihre eigene Realität. Neue Themen, Bewegungen und Formen werden erfunden, Vorhandenes wird uminterpretiert, hervorgehoben oder in den Hintergrund gedrängt. Natürlich gibt es Zufälle, aber sie finden in diesem Rahmen statt.
H Herausforderung
Die Reihe:Ordnung fungiert als indirekte Herausforderung von Seiten des Publikums an die teilnehmenden KünstlerInnen: Die titelgebenden Schlagwörter suggerieren eine konkrete Erwartungshaltung, die vor der Betrachtung steht, während die Freiheit der damit konfrontierten künstlerischen Produktion darin besteht, an genau diesem Punkt ansetzen zu können.
E Erfahrungen
müssen zugelassen werden – vielleicht ist Unsicherheit die größte Herausforderung im Umgang mit zeitgenössischer Kunst. Es gibt nichts richtig oder falsch zu verstehen, weder ästhetisch noch intellektuell. Es gibt keinen Code, mit dem sich ein Werk oder eine Situation dechiffrieren lässt. Aus Erfahrungen lassen sich Thesen bilden, die bestätigen oder verworfen werden können. Aus dieser Form der Auseinandersetzung wächst eine Beziehung zu der künstlerischen Arbeit.
I Interaktion
ist eine Form von Erfahrung und findet sowieso statt. Man fühlt sich eingeladen und inspiriert oder vor den Kopf gestoßen und verwirrt. Die Auseinandersetzung mit Kunst braucht Zeit. Manchmal taucht Jahre später eine Erinnerung an etwas auf, das man gesehen und erlebt hat, und plötzlich steht es in einem anderen Licht dar. Erfahrungen mit Kunst lagern sich ab und werden reaktiviert.
T Text
ist Material. Es gibt keine objektive Sprache, Textverständnis ist subjektiv. Text ist Auslöser von Denkprozessen und hier gleichzeitig Relikt des Entstehungsprozesses. Die verwendeten Texte sind während der Ausstellungsvorbereitung im Dialog entstanden. Sie greifen zurück auf bereits Gedachtes, spiegeln die Wahrnehmung der Situation, erzeugen Melodie und Schönheit.
Z Zeit
könnte der Titel für einen fiktiven achten Teil der Reihe:Ordnung sein.
veröffentlicht in Revue #6
im Rahmen der Ausstellung „Reihe:Ordung sagt – Freiheit“ mit Discoteca Flaming Star
im Kunstverein Harburger Bahnhof, 2009
Textem Verlag, ISBN 978-3-938801-80-2